Schülerbeförderung im Landkreis – eine unendliche Geschichte
JWU arbeitet für entscheidende Verbesserungen
FRG. Nach über 30 Jahren unbefriedigender und aus Elternsicht teilweise unhaltbarer Zustände bei der Schülerbeförderung im Landkreis Freyung-Grafenau scheint nun endlich Bewegung in die Sache zu kommen. Das ÖPNV-Netz soll 2014 grundlegend reformiert werden. „Jetzt ist die einmalige Chance, die Buslinien den Bedürfnissen der Schüler, Eltern und Schulen anzupassen“, sagt Lothar Dumm, Elternbeiratsvorsitzender der Realschule Freyung. Veränderungen in der Schullandschaft und gesellschaftliche Entwicklungen wurden bisher bei der Schülerbeförderung nicht berücksichtigt. „In den Schulen findet viel mehr Unterricht nachmittags statt. Etliche unserer Eltern würden ihre Kinder gerne in die Nachmittagsbetreuung oder in eine gebundene Ganztagsklasse schicken. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Die Schüler könnten dabei eine professionelle Hausaufgabenbetreuung in Anspruch nehmen und finden in diesem Rahmen auch sinnvolle Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gemeinsam mit ihren Freunden. Viele können die Angebote nicht nutzen, weil es keine vernünftigen Busverbindungen gibt.“ so JWU-Kreistagskandidat Dumm. Derzeit haben Kinder nach dem Nachmittagsunterricht ab 16 Uhr teilweise keine Möglichkeit mehr nach Hause zu kommen oder sie müssen stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.
Elternvertreter Dumm hat bereits gegen Ende letzten Jahres einen Brief an die Elternbeiratsvorsitzenden aller Schulen im Landkreis verfasst, um den Bedarf bei der Schülerbeförderung zu erheben. „Wir Eltern wollen die Entscheidungsträger über die tatsächlichen Verhältnisse und Bedürfnisse bei der Schülerbeförderung informieren. Nicht, dass das Konzept über unsere Köpfe hinweg erarbeitet wird, ohne die Menschen, die es am meisten betrifft -unsere Kinder- einzubeziehen.“ Die Erhebungen der Elternvertreter werden nach Auswertung dem Landratsamt übergeben. Die derzeit einlaufenden Rückmeldungen zeigen, dass sich die größten Probleme bei der Beförderung der Schüler aus der Peripherie des Landkreises zu den Schulzentren ergeben. So beginnt z. B. der Schulweg eines Schülers aus Fürsteneck etwa um 6.15 Uhr, der Unterricht an den weiterführenden Freyunger Schulen beginnt um 07.50 Uhr. Der Rückweg gestaltet sich ebenso lange. Schulschluss ist um 12.50 Uhr, der Fürstenecker ist erst gegen 14.15 Uhr zuhause. „Unsere Kinder verbringen jeden Tag etwa 3 Stunden auf dem Schulweg. Das ist Zeit, die vom Lernen und von der Freizeit abgeht. Mit besser angepassten Abfahrtszeiten hätten unsere Kinder jeden Tag mindestens eine Stunde länger Zeit.“ sagt Heinz Manzenberger, Sprecher einer Fürstenecker Elterninitiative, die bereits in der Vergangenheit mehrfach auf Verbesserung der unhaltbaren Zustände gedrängt hatte.
Genauso wie ihre Kameraden aus Fürsteneck müssen z. B. auch Nachmittagsschüler aus den Bereichen Schönberg, Innernzell, Riedlhütte, Thurmannsbang und Zenting bis über zweistündige Wartezeiten in Kauf nehmen um nach Hause zu kommen. Ähnlich gestaltet sich die Situation im östlichen Landkreis entlang der Landesgrenze. Sogar Freyunger Gymnasiasten aus den naheliegenden Gemeinden Hinterschmiding und Grainet berichten, dass nach dem Unterrichtsende gegen 16.30 Uhr kein Bus mehr nach Hause fährt. „Ziel muss eine flexible und bedarfsgerechte Schülerbeförderung sein.“ fordert Lothar Dumm. Das Thema Schülerbeförderung war auch einer der meist diskutierten Punkte beim Arbeitstreffen zur Entwicklung der Bildungsregion Freyung-Grafenau. Die Diskussion hatte klar gemacht, dass ein bedarfsgerechter Schülertransport auch ein grundlegender Punkt ist, um eine Bildungsregion erfolgreich zu gestalten.
Der zweite Schwerpunkt liegt bei teilweise überfüllten Bussen. JWU-Kresitagskandidat Lothar Dumm hatte kürzlich die in Freyung abfahrenden Busse beobachtet. „Die meisten Busse sind nicht überfüllt, etliche Schüler müssen aber doch stehen. In zwei Bussen sind die Kinder jedoch dicht an dicht gestanden, in einem Fall sogar bis in den vordersten Fahrerbereich.“ schildert Dumm seine Beobachtungen. Im Falle eines Unfalles hätte es in diesem Bus sicher viele Verletzte gegeben. Immer wieder gibt es Medienberichte über spektakuläre Schulbusunfälle bei denen Kinder verletzt werden. Die Anzahl dieser Verletzungen ließe sich senken, wenn in allen Bussen Sitzplätze mit Sicherheitsgurten vorhanden wären und die unsicheren Stehplätze nicht mehr erlaubt wären. Als 2. Bezirksvorsitzender im Landeselternverband der Realschulen Bayern (LEV-RS) ist Dumm die Situation über Niederbayern hinaus bekannt. Der LEV-RS arbeitet als Mitglied im Bundeselternrat für eine Verbesserung der Situation und eine Änderung der gesetzlichen Grundlagen. Bislang müssen die Sachaufwandsträger keine weiteren Mittel für einen sicheren Schülertransport bereitstellen. Grund dafür ist das Personenbeförderungsgesetz, das für den Schulbusverkehr sowohl bei der Anzahl der Sitz- und Stehplätze als auch bei Sicherheitsgurten lockerere Regelungen vorsieht als im Busreiseverkehr.